Who’ll come and waltzing Matilda with me ?

Kennen Sie eigentlich Ringelnatz ?

Es waren einmal zwei Ameisen, die wollten nach Australien reisen; doch in Altona auf der Chaussee da taten ihnen die Beine weh, und so verzichteten sie weise, wohl auf den letzten Teil der Reise.

Wer um 4:00 Uhr morgens nach gut neuzehnstündigem Flug etwas steif und übernächtigt in Perth ankommt, der kann nachempfinden warum die beiden Ameisen es sich noch einmal überlegt haben. Entschädigt wird man, trotz der frühen Morgenstunde, durch ein freundliches “G’day mate” des Beamten bei der Paßkontrolle. Wer allerdings das Wurstbrot von zuhause noch im Gepäck hat oder unbedachterweise auf der Immigration-Card angekreuzt hat, das er in den letzten Tagen auf einer Farm war, erlebt bei aller Freundlichkeit auch gleich sein blaues Wunder. Das Wurstbrot wird beschlagnahmt und landet im waste-bin und aus den Turnschuhen wird mit einer Bürste auch das letzte Krümmelchen fremder Erde entfernt. Wenn das alles überstanden ist, dann kann es beginnen, das Abenteuer Terra Australis.

Terra Australis Incognita, das sagenumwobene Südland war bereits in der Antike ein Mythos. Schon die alten Griechen hatten eine Ahnung von einer großen Landmasse im Süden, die der bekannten Welt entgegensteht, damit unsere Erde nicht aus dem Gleichgewicht gerät.

Australien, fünfter und einziger Kontinent der nur aus einem einzigen Nationalstaat besteht. Australien, Land der großen Naturwunder, wie Ayers Rock und Barrier Reef war für mich ein Reisetraum !

Perth – City of Lights

Den Beinamen erhielt die Stadt 1962 von dem Astronauten John Glenn, der mit dem Raumschiff “Friendship 7” die Erde umkreiste. Die Bewohner von Perth hatten für ihn extra das Licht “angeknipst”. Perth ist ein guter Einstieg in den fremden Kontinent, vieles erinnert hier an Europa und ist ganz einfach nur verschwenderischer angelegt. Platz hat man hier in Hülle und Fülle.

Heute ist Sonntag der 15. April. ANZAC-Day, der einzige Tag im Jahr, an dem die Pub’s geschlossen bleiben. Wir stehen am Straßenrand und schauen der Parade zu. Der ANZAC-Day (Australian-New Zealand-Army Corps) erinnert an die Schlacht von Gallipoli im April 1915, in der 50.000 australische Soldaten ihr Leben liessen. Ein absolut sinnloser Tod ohne jede Bedeutung für den Kriegsverlauf, aber es ist ein bedeutender Punkt im Leben des jungen australischen Staates. War man zuvor ein Anhängsel des britischen Empire am Ende der Welt, so begann man sich jetzt zu emanzipieren. Man kann behaupten, das der Blutzoll von Gallipoli das Fundament der australischen Nation ist. Aus diesem Grund, sind auch heute, 85 Jahre nach diesem Ereignis die Straßen dicht gesäumt und Menschen begreifen es als Verpflichtung, der Toten, welche für “IHR” Land starben, zu gedenken.

Im hellen Sonnenlicht dieses Tages, muß ich trotzdem an den schwermütigen Song des Liedermachers Eric Bogle denken, der aus dem beliebten Volkslied ein Anti-Kriegslied gemacht hat: über jenen Mann, der schwer kriegsversehrt, ohne Beine, im Rollstuhl sitzend, aus Gallipoli zurückgekehrt fragte…”Who’ll come and waltzing Matilda with me ?

Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg zum Airport und fliegen nach…

Sydney

…der Hauptstadt des Bundeststaates New South Wales und mit mehr als 4 mio. Einwohnern größten Stadt auf dem 5. Kontinent. Als wir auf dem Kingsford-Smith International Airport landen, steht vor einem der Hangars die Wunala Dreaming, eine Boeing 747 der Quantas, die mit Motiven aus der Mythologie der Aboriginies lackiert ist. So etwas nennt man wohl einen “Eye-catcher”. Sydney ist eine Boomtown mit mehr als 490 Stadtteilen und Vororten, die sich rund um Port Jackson aneinanderreihen. Nur wenige Meilen von Port Jackson begann die Kolonisierung Australiens. Im April 1770 ankerte Captain James Cook in der Botany Bay und nahm das Land für die britische Krone in Besitz. Nur 18 Jahre später trafen die ersten Siedler ein. Ausgerechnet ein Mann mit Wurzeln in meiner Heimatstadt Frankfurt; Captain Arthur Phillip, war Befehlshaber der ersten Sträflingsflotte – die diese bemitleidenswerten Menschen in das fremde Land brachten. Viele Aussies betrachteten es lange Zeit als Makel, von verurteilten Verbrechern abzustammen. Wer waren diese Menschen, die hier in Port Jackson an Land gesetzt wurden ? Bei näherem hinsehen erkennt man, das die meisten von ihnen Opfer der englischen Justiz waren. Frauen die vielleicht ein Brot gestohlen hatten, um ihre Kinder nicht verhungern zu lassen. Männer die für die Freiheit ihrer Heimat Irland gekämpft hatten. Kurz gesagt Menschen vom Rande der englischen Gesellschaft, mit ihrem unbändigem Überlebenswillen. Vielleicht genau die richtigen Siedler um das Land urbar zu machen. Heute steht auf der Landspitze, an der die ersten Siedler an Land gingen, das Sydney Opera House, neben dem Ayers Rock vielleicht das bekannteste Wahrzeichen Australiens. Von seiner Grundsteinlegung im Jahr 1959 bis zu seiner Einweihung durch Queen Elisabeth II. im Jahr 1973 war der Bau heftig umstritten. Mit 7 mio. A$ veranschlagt, kostete das Bauwerk am Ende schließlich 102 mio. A$. Der dänische Architekt Jørn Utzon resignierte über dem Projekt und war so verbittert, dass er auch die Einladung zur Einweihung ausschlug. Die immensen Kosten mussten schließlich über die Opernhauslotterie gedeckt werden, die Premierminister Joseph Cahill ins Leben rief. Die Sydneysider nennen ihr Opernhaus aufgrund seiner spektakulären Architektur despektierlich „französische Nonnen beim Fußballspiel“.

Überhaupt gibt es in Sydney für alles und jedes einen Spitznamen. Die altehrwürdige Harbour-Bridge, die den Hafen überspannt, nennt man im Volksmund „old Coathanger“. Wer sich ein kleines Abenteuer gönnen will, der kann auf einen der 89 m hohen Pylone hinaufsteigen, sich anseilen lassen und die 1.149 m des Kleiderbügels in der schwindelnden Höhe der Stahlkonstruktion überwinden. Sydney bietet so vieles, dass der Besucher Tage verbringen könnte, ohne an Langweile zu sterben. Zwei Attraktionen sollte man jedoch keinesfalls auslassen, dass eine ist die Auffahrt auf den 324 m hohen Sydney Tower, von dem man an klaren Tagen einen wundervollen Ausblick auf die Stadt hat, dass andere ein Besuch von The Rocks. The Rocks ist eine felsige Landzunge, auf der die ersten „Sträflings-Siedler“ ihre Hütten errichteten. Im 18. Jahrhundert verkam das Viertel zu einem Slum. Als im Jahr 1900 die Pest ausbrach, wurden zahlreiche Häuser niedergebrannt. Was übrig blieb, hat man zu Beginn der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts aufwendig restauriert und zu einem attraktiven Viertel mit exklusiven Galerien, Boutiquen und Restaurants umgestaltet. Von Sydney ist es nur ein kurzer Flug nach…

Melbourne

der Hauptstadt des Bundesstaates Victoria. Melbourne ist eine Gartenstadt am Ufer des Yarra-Rivers. Mit 6.100 km² ist Melbourne eine der flächenmäßig größten Städte der Erde. Für einen Rundgang durch die Stadt sollte man also gut zu Fuß sein. Wir wohnen im Vorort St. Kilda und nehmen die alte Straßenbahn zur Flinders Street Station. Hier, wo unter der Woche für Zehntausende von Pendlern das Tor zur City ist, ist es an einem Sonntag wie heute still und ruhig.

Sydney und Melbourne lagen immer im Wettstreit darum, wer Hauptstadt werden sollte und Sydney war immer einen Tick voraus. Als Sydney mit dem Opera House ein weltweit Aufmerksamkeit erregendes Wahrzeichen erhielt, sann man in Melbourne darauf etwas gleichsam spektakuläres zu erbauen. Also überbaute man einen Teil der National Gallery of Victoria mit einem 115 m hohen Stahlskelett-Turm, der ein wenig an den Eiffelturm erinnert. Aus Sydney kam dazu der lästerliche Kommentar, da ihr in Melbourne immer nur die Nummer „2“ sein werdet, hättet ihr eine große „2“ bauen sollen.

Die grüne Lunge Melbournes besteht aus den Parklandschaften von Queen Victoria Gardens, Alexandra Gardens der Kings Domain, Royal Botanical und Fitzroy Gardens. Die Kings Domain wird weithin sichtbar überragt vom Shrine of Remberance, einem Kolossalbau, welcher der Opfer des Ersten Weltkrieges gedenkt und vor dem die ewige Flamme am Grab des unbekannten Soldaten lodert. In Fitzroy Gardens steht das Geburtshaus jenes Mannes, der Australien seinen Platz auf der Landkarte gab – James Cook. Geboren ist er hier nicht, aber sein Geburtshaus hat man Stein für Stein aus Yorkshire hierher transportiert und wiederaufgebaut.

Wer durch die Royal Botanical Gardens schlendert, dem wird vielleicht eine Büste auffallen, die einem Baron Ferdinand von Mueller gewidmet ist. Der deutsche Name macht neugierig. Wer war jener Freiherr von Mueller ? Er war von 1857 – 73 Direktor des Botanischen Gartens, unternahm ausgedehnte Reisen in Australien und erforschte Flora und Fauna.

Am Abend sind wir in Port Philipp, nehmen eine Katamaran-Fähre und machen unseren Weg über die Bass-Strait nach…

Tasmanien

Als wir am nächsten Morgen in den Derwent River einlaufen, sehen wir in der Ferne bereits die Tasman-Bridge. Im Januar 1975 hatte ein Frachtschiff die Brückenpfeiler gerammt und die Brücke zum Einsturz gebracht. Beim Wiederaufbau verbreiterte man die Fahrrinne und verzichtete auf einige Brückenpfeiler. Durch dieses „Fenster“ kann man bereits Hobart erkennen, das noch im Dunst des frühen Morgens liegt. Wie auf dem Festland auch, waren die ersten Gründungen auf Tasmanien ebenfalls Gefängnisse. Heute ist Hobart ein beschauliches Städtchen, das uns als Ausgangspunkt für eine Exkursion in die Nationalparks im Südwesten dienen soll.

Am Eingang zum Mt Field National Park muss man sich bei den Park-Rangern melden und wird in die Gefahren der Wildnis, wie das Verhalten bei Waldbränden, bei Schlangenbissen oder im Umgang mit dem Tasmanischen Teufel eingewiesen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man diese Kenntnisse in der Praxis anwenden muss, ist jedoch eher gering. Wir laufen auf dem Russell Falls Nature Walk durch üppigen, immergrünen Regenwald unter riesigen Baumfarnen auf weichem, dicht mit Moos bedeckten Wegen bis zu den Kaskaden der Russell Falls, die hier in mehreren fast senkrechten Stufen zu Tal stürzen. Abends verlassen wir den Park und fahren gut eine Stunde zum Lake Pedder, wo wir unser Camp aufschlagen. An einem knisternden Lagerfeuer zu sitzen, lamb chops zu grillen und einen schönen Shiraz aus dem Barossa Valley zu trinken ist mindestens ein so großer Genuss, wie ein weiches Bett in einem Fünf-Sterne-Hotel, zumal der südliche Sternenhimmel viel mehr für uns bereit hält, als nur die „lumpigen fünf“.

Wir wandern zwei Tage durch den völlig unerschlossene Wildnis des South West Nationalparks vorbei an regenwald-überwucherten Berggipfeln, glasklaren Bächen voller Forellen und tosenden Wasserfällen bevor wir nach Hobart und von dort nach

Canberra A.C.T.

fliegen. A.C.T. steht für Australian Capital Territory. Nachdem man sich weder auf Sydney noch auf Melbourne als Hauptstadt einigen konnte, entschloss man sich 1908 zum Bau einer neuen Hauptstadt. Die Stadtgründung erfolgte 1913, den Namen Canberra hat man der Sprache der Ureinwohner entlehnt, er bedeutet soviel wie „Versammlungsort“.

Für die Gestaltung der neuen Kapitale konnte man den Chicagoer Architekten Walter Burley Griffin gewinnen, dessen Entwurf sich sehr an Washington orientiert. Australiens Verhältnis zu Architekten scheint immer spannungsreich gewesen zu sein. Sieben Jahre kämpfte Burley-Griffin gegen bürokratische Hemmnisse und warf im Jahr 1920 das Handtuch. Durch Weltkrieg und Weltwirtschaftskrise verzögert, konnten die Parlamentarier erst 1927 ihre Arbeit aufnehmen. Die Pläne von Burley-Griffin wurden in letzter Konsequenz erst in den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts verwirklicht, fast 30 Jahre nach seinem Tod.Die Atmosphäre in Canberra ist nicht großstädtisch mondän, eher etwas schläfrig, ländlich und so bezeichnen die Aussies ihre Hauptstadt gerne als „bestbeleuchteten Friedhof der südlichen Hemisphäre“.

Canberra hat uns gut gefallen. Gemütlich geht es hier zu. Das alte und das neue Parlamentsgebäude lohnen einen Besuch, genauso wie das Botschaftsviertel, in dem viele Länder Ihre Vertretungen in der landestypischen Bauweise Ihrer Nation gebaut haben. Den architektonischen Stil der Deutschen Botschaft kann man sicher als “klassischen Neckermann“ bezeichnen und wir lernen, dass man die Botschaften der Saaten des Commonwealth nicht Embassy sondern High Commission nennt. Lohnend ist auch ein Besuch des Australian War Memorial.

Leger geht es in Canberra zu. Mittags sitzen wir zur Lunchzeit mit unseren Sandwiches auf dem grünen Rasen am Lake Burley-Griffin und sehen zu, wie die Fontäne des Captain Cook Memoiral Water Jet 137 m hoch in den blauen Himmel schießt. Hätten wir unsere Stullen in Berlin vor dem Reichstag verzehrt, wären sicher sofort die Ordnungshüter angerückt.

Von Canberra aus wollen wir zu einem der größten Naturwunder auf unserem Planeten, das

Great Barrier Reef

erstreckt sich auf einer Länge von mehr als 2000 km vor der australischen Küste. Man kann sich vorstellen, wie enervierend es für Captain James Cook gewesen sein muß, als er sich mit seiner Endeavour, ständig die Wassertiefe auslotend, vortastete und am Ende trotzdem auf Grund lief. Wir quartieren uns für einige Tage auf Green Island, einer 27 km vor Cairns gelegenen Koralleninsel ein und gehen schnorcheln. Die Unterwasserwelt dieses größten Lebewesens auf Erden ist unbeschreiblich. Auch wenn das Wasser seicht und glasklar ist, so ist immer Vorsicht angebracht, denn Riffhaie, Rotfeuerfische und Würfelquallen sind Riff-Bewohner, die einem den Badespaß nachhaltig vermiesen können. Von Green Island aus nehmen wir das Boot und fahren hinüber nach

Cairns

der Stadt, die am Wendekreis des Steinbocks liegt, hat sich zum Touristenzentrum im Norden von Queensland entwickelt. Im Hinterland von Cairns gibt es viele Ausflugsmöglichkeiten. Den ersten Tag unseres Aufenthaltes nutzen wir zu einem Ausflug zum Barrine Lake, einem Kratersee, der vor gut 100.000 Jahren entstanden ist. An seinen fischreichen Ufern tummeln sich viele Wasservögel. Nicht weit ist es zum Curtain Fig Tree, einer Würgefeige. Diese Schmarotzerpflanzen erwürgen ihren Gastbaum langsam und bilden gewaltige Luftwurzeln aus.

Am folgenden Tag unternehmen wir eine Zugfahrt hinauf ins Atherton Tableland, nach Kuranda. Die spektakuläre Bahnstrecke mit 15 Tunneln und 40 Brücken wurde in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts durch die Wildnis geschlagen, ist 34 km lang und überwindet auf nur 19 km einen Höhenunterschied von 305 m. Die Trasse wurde von Pionieren gebaut um den Holzeinschlag aus dem Hochland zur Küste zu transportieren. Kuranda ist ein Marktflecken wo heutzutage der ganze Krims-Krams verkauft wird, der bei Touristen so bliebt ist, seien es Didgeridoos oder Boomerangs oder die unvermeidlichen Kuscheltiere, Miniaturausgaben von Kangaroos oder Koala-Bären. Wir brauchen nichts von alledem und machen uns auf den Weg zu einem neuen Abenteuer, ins rote Herz des Kontinents nach

Alice Springs

Wie oft habe ich das Buch schon in der Hand gehabt ? Nevil Shutes „Eine Stadt wie Alice“. Ein triviales Rührstück. Die Romanze einer englischen Sekretärin und eines australischen Stockmen, die in den Wirren des 2. Weltkrieges im Fernen Osten beginnt und auf einer Farm in Queensland endet. Ein Buch, das zu Tränen rührt, für graue Tage im kalten Deutschland. Nun bin ich selbst hier in Alice Springs, werden sich meine Vorstellungen mit der Realität decken ? Vieles erkenne ich wieder: die Gebirgskette der MacDonnell Range, die sich hinter Alice Springs erhebt, die alte Telegraphenstation. Der Frau des Postmeisters und einer Quelle in der Nähe verdankt die Stadt ihren Namen ! Die Zentrale des Royal Flying Doctor Service, der die Stationen im Outback medizinisch versorgt und dessen Gründer der presbyterianische Geistliche John Flynn nur wenige Kilometer außerhalb der Stadt sein letzte Ruhestätte gefunden hat.

Wir verlassen Alice Springs am frühen Morgen und machen uns auf den Weg nach Simpsons Gap einem kleinen Nationalpark nördlich von Alice. Etwas außerhalb der Ortschaft steht eine Gruppe Gumtrees, wie die Australier den Eukalyptusbaum nennen und wir haben das große Glück in einer Astgabel einen Koala zu entdecken, der in dieser Region nur selten vorkommt. Berauscht vom Genuss der frischen Eukalyptustriebe blinzelt er uns verschlafen an, und wendet sich nachdem seine Neugier befriedigt ist wieder ab und nickt wieder ein.

In den Schluchten von Simpsons Gap tummeln sich viele Wallabys, die kleinere Ausgabe des Kangaroos. Nach einer mehrstündigen Wanderung machen wir Rast am White Gums Wildlife Sanctuary. Die Reptilien-Abteilung lässt uns erschauern. Hier sind die wohl giftigsten Schlangen der Welt zu sehen. Tigerotter, Taipan, Todesotter, Braunschlange und Schwarzotter sind die todbringendsten Vertreter Ihrer Gattung. Allein der Biss eines Taipan setzt soviel Gift frei, dass er 220 Schafe töten könnte.

Als wir auf dem Rückweg in die Stadt in Standley Chasm Halt machen und durch die Felsenschlucht mit Ihren fast 100 m hohen Wänden wandern, die sich an manchen Stellen zu einer nur 5 – 9 m breiten Klamm verengen, achten wir unwillkürlich mehr auf unseren Weg als bisher. Unter welchem Stein oder hohlem Baum wohl ein Taipan lauern mag ?

Nur wenige Meter bevor man die ersten Häuser von Alice Springs erreicht, muss man das Bett des ausgetrockneten Todd-Rivers überqueren. Hier spielt sich eine menschliche Tragödie ungeahnten Ausmaßes ab. Aboriginies fristen hier ihr Dasein. Perspektivlos leben sie am Rand von Alice Springs und am Rande der australischen Gesellschaft. Eine Schande für ein zivilisiertes Land, dessen weiße Bewohner sich für den Makel der Abkunft von Sträflingen schämen. Man sollte sich eher dafür schämen, was man aus den Menschen die dieses Land schon vor Tausenden von Jahren durchwanderten, angetan hat. Naturvölker hören in dem Moment auf Naturvölker zu sein, wenn Sie das erste Mal mit der Zivilisation in Berührung gekommen sind. Den meisten Ureinwohnern hat das Zusammentreffen mit der Zivilisation nur die Rechtlosigkeit, die Abhängigkeit von Alkohol und Drogen und die Aufgabe ihrer alten, überlieferten Traditionen gebracht. Traumzeit nennen die Aborigines ihre Mythologie, die sie auf Traumpfaden durchwanderten. Der Traum hat ein jähes Ende gefunden.

Mit diesen Bildern im Kopf diskutieren wir am nächsten Tag lange, was man für diese Menschen tun könnte um Ihnen ihre Würde zurückzugeben und die Traditionen dieses alten Volkes zu erhalten. Letztendlich ist es aber ein Problem welches nur die Australier selbst anpacken können und müssen. Wir sind auf dem Stuart Highway unterwegs zum…

Ayers Rock

Uluru in der Sprache der Aboriginies kennen wir Weißen besser als Ayers Rock. Ein Ort an dem man mit der Integration der Aborigines begonnen hat. Das Land auf dem sich der Uluru National Park befindet, hat man von den Aborigines gepachtet. Die heiligen Stätten rund um den Ayers Rock werden respektiert. Wer nach Australien reist, pilgert hierher. Inmitten einer weiten Ebene auf der nur Spinifex-Gras und Mulga-Büsche wachsen, erhebt sich auf 348 m Höhe der Ayers Rock. Mit einem Umfang von 9,4 km ist er einer der größten Monolithen auf unserem Planeten. Er besteht aus Sandstein in den Feldspat und Quarzit eingelagert sind. Je nach Sonnenstand wechselt er seine Farbe, bis die untergehende Sonne ihn in ein tiefes rot taucht; ein Schauspiel welches viele Besucher jeden Abend vom Sunset Point aus verfolgen.

Mit Respekt vor den heiligen Stätten der Aborigines verzichten wir darauf, uns dem Besucherstrom anzuschließen, der sich jeden Morgen an einer Besteigung des Felsens versucht. Der 1,6 km lange Aufstieg ist beschwerlich und wie einige Gedenkplaketten am Fuße des Felsens beweisen, nicht ganz ungefährlich. Wir machen uns auf die lange Wanderung rund um den Monolithblock, auf der es viel zu entdecken gibt. Immer wieder gibt es Errosionsformen, die die Aborigines mit ihren Schöpfungsmythen und den Legenden der Traumzeit verbinden.

20 Meilen vom Uluru entfernt liegt Kata Tjuta (Viele Köpfe) ein zerklüftetes Massiv aus über 30 Felskuppen. Auf Wunsch des bereits erwähnten Freiherrn von Mueller nannte der Entdecker Ernest Giles das Bergmassiv nach von Muellers württembergischer Landesmutter Königin Olga „The Olgas“. Wir wandern in das Valley of the Winds eine Felsformation die von Wind und Wasser in Jahrmillionen glattgeschliffen wurde. Am Ausgang des Valleys stoßen wir auf eine staubige Straße auf der uns ein Roadtrain entgegen kommt, eines jener Ungetüme auf Rädern mit bis zu 3 Anhängern und 60 m Länge, beladen mit Vieh, das sicher von einer der großen Stationen stammt, die häufig größer sind, als ein Bundesland in unserer Heimat. Vom Connellan Airport unweit des Ayers Rock starten wir am nächsten Tag zur letzten Etappe unserer Reise, nach…

Darwin…

im Top End. Darwin ist eine junge Stadt. Erst 1839 ankerte Captain J.C. Wickham, der damalige Kapitän der Beagle – auf der der große Naturforscher Charles Darwin über den Pazifik gesegelt war – hier, und gab dem kleinen Naturhafen den Namen Port Darwin. Seit der Stadtgründung war Darwin vom Pech verfolgt. Während des 2. Weltkrieges war Darwin neben Broome die einzige Stadt, die in der Reichweite japanischen Bomber lag. Im Jahr 1942 musste die Stadt 64 Bombenangriffe ertragen, die sie fast dem Erdboden gleich machten. Nachdem alles wieder aufgebaut war, raste am Weihnachtstag 1974 der Wirbelsturm Tracy über die Stadt und zerstörte wiederum 90% aller Häuser. Wir waren nach Darwin gekommen um von dort in den Kakadu Nationalpark zu fliegen. In einer einmotorigen Cessna starteten wir in der Kühle des Morgens. Wir folgen den Mäandern des Adelaide River und schwenken an der Parkgrenze in Richtung South Alligator River ein. Nach gut 1.1/2 Stunden landen wir auf einer Buschpiste, auf dem Cooinda Airport. Vom Kakadu Holiday Village aus nehmen wir ein Boot und folgen dem Krokodilfluss.Seit die großen Panzerechsen in Australien nicht mehr bejagt werden dürfen, vermehren sich die Leistenkrokodile wieder. Hier am South Alligator River gibt es Exemplare von bis zu 6 m Länge. Salties nennen die Aussies diese gefräßigen Räuber fast liebevoll, denn sie können sowohl im Süßwasser als auch im Salzwasser leben. An den Ufern liegen sie dösend, mit aufgesperrtem Maul um die Körpertemperatur zu regulieren. Der träge Zustand sollte aber nicht dazu verleiten, diese Kreaturen zu unterschätzen, zu Wasser und zu Lande reagieren sie pfeilschnell, können mehr als 2 Stunden tauchen und mehrere Meter hoch aus dem Wasser springen. Wer ihnen zu nahe kommt ist rettungslos verloren.

Wieder an Land, wandern wir von einem Park-Ranger mit Gewehr beschützt, entlang vereinzelter Billabongs hinauf zum Nourlangie Rock. Viele Wasservögel, Magpie-Gänse, Brolga-Kraniche, Jabirus, Ibisse und Kormorane bevölkern die fischreichen Gewässer. Der Nourlangie Rock ist eine Kultstätte der Aborigines, mit Felszeichnungen, die bis zu 20.000 Jahre alt sind. Neben Tierdarstellungen finden wir hier auch den weltberühmten „Blitzmann“ der lebensgroß in Röntgentechnik unter einen Felsüberhang gemalt ist.

Der Rückflug ist nichts für schwache Nerven und Mägen. Die Thermik hat die Luft aufgeladen und unsere kleine Cessna vollführt Bocksprünge in der Luft und lässt kein Luftloch aus. Unserem Piloten macht das offensichtlich nichts aus. Er macht eine Sightseeing-Tour aus dem Flug. ….. „If you look through the window on the right hand side you see a lot of ‚gators in the river“. Ich überlege mir instinktiv, was passiert, wenn jetzt der Motor ausfällt. Aber lassen wir das.

Am kommenden Tag starten wir mit dem Queensland and Northern Territory Air Service kurz QUANTAS in Richtung Heimat. Als das Flugzeug abhebt und die sonnenbeschienen Hügel des Arnhem Lands unter mir vorüberziehen, lese ich bei Bruce Chatwin, der dieses Land wie kein anderes geliebt hat:

„Des Menschen wahres Haus ist nicht das Haus sondern der Weg, und das Leben selbst ist eine Reise, die zu Fuß zurückgelegt werden muß“.

Vielleicht ist dies eine Weisheit, die er bei seinen Reisen durch das Outback von den Aborignes gehört hat ?