„Im Schatten des Condors“

Auf einer kombinierten Reise durch Peru und Bolivien, wollen wir zu den Highlights in den Anden. Die Landung, auf dem El Alto Flughafen von La Paz, ist im wahrsten Sinne des Wortes „atemberaubend“. In knapp  4.100 m Höhe gelegen, ist er der höchstgelgene Airport der Welt und auch La Paz selbst liegt immerhin 3.600 m hoch. Wir wohnen im Hotel Paris, an der Plaza Murillo, direkt gegenüber des Präsidenten-Palastes. Ich nehme 2 Treppenstufen auf einmal und ringe nach nur einem Stockwerk, ausgepumpt wie ein Maikäfer, nach Luft.

Am kommenden Tag bereits brechen wir mit 2 Fahrzeugen nach Norden auf, und „schrauben“ uns wieder in die Höhe nach El Alto. Von dort biegt man ab in Richtung der Ruinenstadt von Tiwanaku. In der Ferne, zur Rechten erhascht man einen Blick auf die schneebedeckten Gipfel der Königskordilliere und vor uns auf das tiefe Blau des Titicaca-Sees. Tiwanaku ist eine bedeutende prä-kolumbianische Kultstätte und  gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Man schätzt, dass in der Blütezeit,  400 – 1000 n. Chr., ungefähr 20.000 Menschen hier lebten. Neben den Säulenmonolithen gehört das Intipunku, das Sonnentor, zu den Glanzstücken der Anlage.

In Desaguadero erreichen wir die peruanische Grenze und machen uns, nach den üblichen Formalitäten, auf den Weg nach Puno. Puno dient uns als Ausgangspunkt für eine Exkursion in eine andere Welt. Wir sind am Titicaca-See angekommen, dem mit 3.810 m über dem Meeresspiegel, höchstgelegenen See der Erde. Der Sage nach stieg einst Gott Con Ticci Wiracocha aus den Wassern des Ttitcaca-Sees und erschuf die Sonne, das Universum und den Menschen.

Wir wollen zu den Nachfahren der Uros, jenem Volk, das auf schwimmenden Schilfinseln in der Mitte des Sees wohnte. Heute ist dies mehr oder minder eine touristische Attraktion, wenn auch eine sehr abgelegene. Die legendären Uros lebten einst auf schwimmenden Schilfinseln mitten auf dem See. Auch die Inka waren nicht in der Lage diese schwer zu erobernden Rückzugsorte einzunehmen. Die heutigen Nachfahren der Uros, befahren mit Ihren Totora-Booten aus Schilf den See, leben von Fisch- und Vogelfang und natürlich vom Tourismus. Thor Heyerdahl holte sich von hier die Bootsbauer für seine aufsehenerregenden Expeditionen RA I und RA II. Mit unserem Boot shippern wir weiter zur Isla Amantani, der mit 4 x 8 km größten Insel im Titicaca-See.    

Amantani hat sich seine Ursprünglichkeit bewahren können. Es gibt keine Hotels – keinen motorisierten Verkehr!  Am Bootsanleger erwarten die „Hausfrauen von Amantani“ die Gäste, und suchen sich aus, wen sie gerne beherbergen möchten. Wir wohnen privat auf einem Gehöft mit traumhaftem Blick auf den See. Ein Streifzug über die Insel führt uns entlang der kargen Terrassenfelder, auf denen, neben Gerste und Bohnen, vor allem Oca, die einheimische Süßkartoffel wächst, die Knolle gedeiht auch in Höhen über 4.000 m. Nach einer kalten Nacht, setzen wir am kommenden Tag zur Isla Taquile über, der Insel, die durch die „strickenden Männer“ bekannt geworden ist. Nach der Ankunft in dem winzigen Hafen geht es über 536 steile Stufen, eine halbe Stunde stramm bergan, zum „Bogen der Freundschaft“. Auf den Feldsteinmauern sitzen Männer, die aus bunter Wolle, – vor allem die bei uns so beliebten Zipfelmützen“ – stricken. Man nickt uns freundlich zu.

Puno verlassen wir überstürzt bei Nacht, da für den kommenden Tag ein Generalstreik angekündigt ist. Im ersten Morgenlicht liegt der Titicaca-See wie ein „goldenes Vlies“ vor uns. Es ist lausig kalt.

Am späten Nachmittag erreichen wir Cusco, eine schöne Stadt im Kolonialstil, aber leider auch fest in der Hand der Rucksacktouristen aus allen Nationen. Wer Cusco entdecken will, sollte sich einige Tage Zeit nehmen. Die Stadt selbst beheimatet, neben der Kathedrale an der Plaza de Armas, viele Kirchen im Kolonialstil, wie San Blas oder San Antonio, und ist stark von den spanischen Eroberern geprägt. Sowohl in der Stadt selbst als auch in der näheren Umgebung, findet man viele Monumente aus der Inka-Zeit; die eindrucksvollste ist vielleicht die über 2,5 ha große Wehranlage Saqsaywuaman. Eine Aufnahme des Touristboard, die im Hotel hängt, zeigt die Anlage angestrahlt bei Nacht. Ein Traum. Ein Anruf beim Elektrizitätswerk und 250 $, (in wessen Taschen die wohl gelandet sein mögen ?) sorgen dafür, dass man uns die Anlage morgens um 5:30, kurz bevor der erste Schimmer der Sonne am Horizont erscheint, illuminiert.

Cusco ist ein idealer Ausgangspunkt für einen Ausflug nach Machu Picchu und ins „Valle Sagrado de los Incas“. Es ist noch dunkel, als wir den Zug in Ollantayambo besteigen und die mehrstündige Fahrt durch das Tal des Urubamba beginnen. Endstation ist Aguas Calientes, die Talstation für den Aufstieg nach Machu Picchu.

Nur wenig ist historisch belegt, über die Inkastadt Machu Picchu, sicher ist jedoch, dass Machu Picchu im 16. Jahrhundert ein Refugium der Inka im Kampf gegen die spanischen Conquistadoren war. Bis ins 17. Jahrhundert war die Stadt ständig bewohnt. Danach versinkt sie im Dunkel der Geschichte. Erst am 24. Juli 1911 stand der Amerikaner Hiram Bingham, der Führer einer Expedition der National Geopraphic Society, vor den überwucherten Ruinen der Inkastadt. Auch wir sind gefangen von der grandiosen Szenerie, die vor uns liegt. An einem strahlenden Sonnentag  wandern wir durch die gepflegte und gut restaurierte Anlage, die vom Sporn des Wayna Picchu überragt wird.

Wir übernachten in Aguas Calientes, direkt an der Bahnlinie, im wunderschönen Pueblo Hotel. Die  Hotelanlage umfasst einen mehrere Hektar großen Naturpark, in welchem Kolibris und Schmetterlinge sowie mehr als 150 Vogelarten den Nektar aus den mehr als 300 verschiedenen Orchideenarten saugen.

Am folgenden Tag nehmen wir den Zug nach Yucay mitten ins Herz des „Valle Sagrado de los Incas“. Wir wollen zum Sonntagsmarkt nach Pisaq und zu den Kunsthandwerkern von Chinchero. In Pisaq findet sonntags ein bunter Markt statt, der inzwischen stark durch das Warenangebot für die Touristen geprägt ist. Für die Einheimischen ist dies der Wochenmarkt, vor allem für Obst, Gemüse und Getreide. Besonders eindrucksvoll sind die vielen unterschiedlichen bunten Maissorten. Menschen im Sonntagsstaat und die Bürgermeister der sieben Gemeinden des Tales in prachtvollem Ornat, kommen hier zum Gottesdienst zusammen.

Chinchero ist ein verträumtes, verschlafenes Nest, in dem sich viele Kunsthandwerker niedergelassen haben. Man findet exzellente Irdenware mit einheimischen Motiven, es gibt aber auch Färber und Weber, welche die Wolle von Alpaca, Lama und Guanaco zu Pullovern, Mützen oder Teppichen verarbeiten.

Wir verlassen Peru, von Cusco aus geht es zurück nach La Paz und weiter auf den Altiplano……..