Rumänien – …von Bukarest nach Budapest
Ab in den Süden…
…der Sonne hinterher. Wir wollen ins Donau-Delta. Hinter Bukarest wird das Land flach. Rumänische Streubüchse. Schwerer, schwarzer, fruchtbarer Boden. Die Kornkammer des Landes. Wer Rumänien erleben will, muss die großen Fernstraßen verlassen. Ich bin auf dem Land aufgewachsen. In den frühen 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Sobald wir bei Cernavodă die Brücke über den Donau-Schwarzmeer-Kanal überquert und die Fernverkehrsstraße verlassen haben, fühle ich mich wieder in diese Zeit zurückversetzt. Auf den Landstraßen gehören ein- oder zweifach-bespannte Pferdewagen zum Straßenbild. Die alltägliche Hektik ist verflogen oder gleitet so beschaulich vor sich hin, wie die Donau, an deren Ufer wir entlangfahren. Es ist Sonntag, und doch treffen wir viele Leute an, die auf dem Feld arbeiten. Es ist Erntezeit, und da muss jede Stunde genutzt werden, bis die Ernte eingebracht ist.
Vor Adamclisi treffen wir auf die Sünden der kommunistischen Ära. Ein riesiger, stählerner Ponton der früher als Pumpstation zur Feldbewässerung gedient haben mag, dümpelt vor sich hin und zerfällt langsam zu Rost. Unweit sind einige Männer bei der Feldarbeit. Sie schneiden Luzerne; – mit der Sense und beladen ihren Pferdewagen damit. Ein mühsames Geschäft und doch bringt es mich zum Nachdenken. Bei aller Mühe ist es doch nachhaltig und wie man so schön auf neudeutsch sagt, verfügt der Bauer über die komplette „Wertschöpfungskette“. Woher ich komme, will er wissen. Deutschland! Limba Germana brummt er, als erkläre das alles 😉
Donau so blau…
…so schön, und blau. Durch Tal und Au wogst ruhig du hin… So hat Johann Strauss unser Bild von der schönen blauen Donau geprägt. Aber bei Ihm hat es auch den Anschein, dass bei aller Walzerseligkeit die Donau kurz hinter Wien im „Nichts“ endet. Dabei hat der mit 2.859 km Länge zweitlängste Fluß Europas der aus einem Rinnsal im Schwarzwald entspringt bis nach Wien nicht einmal ¼ der Strecke bis zu seiner Mündung ins Schwarze Meer zurückgelegt. Durch Deutschland, Österreich, die Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Rumänien, Bulgarien, Moldawien und die Ukraine fließt der Strom und ist damit „die Lebensader“ Europas, zumindest, seit der Eiserne Vorhang gefallen ist.
Mehr als 800 km strömt die Donau durch Rumänien. Auf ihrer letzten Strecke verzweigt sie sich, und bildet ein großes sumpfiges Delta mit einer Gesamtfläche von ca. 5640 km2. Die Länge des Deltas von West nach Ost beträgt 75 km, die Breite von Nord nach Süd 150 km.
Das alles weiß ich (noch) nicht, als ich in Murighiol auf einem wackeligen Steg stehe und am Horizont die Sonne über dem Delta aufgeht. Doch die friedliche Stille, die mich umgibt, ist trügerisch. Von Murghiol nach Isaacea an der rumänisch-ukrainischen Grenze sind es nur 30 km und auf der anderen Seite herrscht seit Putin’s Überfall auf die Ukraine am 24.2.2022 KRIEG ! In Russland glaubt man immer noch, das Krieg nach Clausewitz die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln ist. Der große Ernest Hemingway hat einmal gesagt:
„Denken Sie niemals, dass ein Krieg, egal wie notwendig oder gerechtfertigt er auch sein mag, kein Verbrechen mehr ist“.
…und dieser Krieg ist beides nicht: Er ist weder notwendig noch gerechtfertigt!
Aber GeoArt will die schönen Seiten der Erde und des Lebens zeigen, deshalb wollen wir weiter ist Donau-Delta vordringen und haben uns dazu ein Boot gechartert. Gabriel holt uns in der kleinen Marina in Murighiol ab und schon geht es hinaus. Durch unzählige Kanäle und mit Wasserpflanzen und Seerosen bewachsene Brackwasserlagunen gleiten wir dahin. Mehr als 200 Vogelarten soll es hier geben. Limikolen, Enten- und Gänsevögel, Kormorane, Pelikane, Höckerschwäne sowie verschiedene Reiherarten sind hier heimisch. Birdwatching: – aber keine Vogelfotografie. So wird aus meinen hochfliegenden Träumen eine Bruchlandung. Wir können mit dem Boot noch so lautlos dahingleiten, die Vögel sind schneller (weg 😉).
Auch der Versuch zu einer der großen Kolonien Pelikan-Kkolonien im Sfântu-Gheorghe Arm der Donau zu gelangen, verläuft buchstäblich im Sand. Der mittlere Durchfluss der Donau liegt im Delta bei über 7000 m³/sec. Die Differenz zwischen Niedrigwasser (2000 m³/sec.) und Hochwasser (24.000 m³/sec.) ist erheblich, und wir haben, – Sie ahnen es schon – Niedrigwasser. Ich kann das nicht verstehen. Wasser, soweit das Auge reicht. Das man jedoch mit Gummistiefeln neben dem Boot herlaufen könnte, erkenne ich erst auf den Drohnenaufnahmen zuhause, denn wir wirbeln mit der Schraube den Grund auf und ziehen eine breite Schlickspur hinter uns her.
Sch.. denke ich bei mir. Außer Spesen nix gewesen – …und dann spendiert der Liebe Gott uns einen atemberaubenden Sonnenuntergang, der mir für immer im Gedächtnis bleiben wird.
…we are on the road to nowhere
…ganz ehrlich gefragt? Moldawien das kennen wir vielleicht noch, zumindest aus der aktuellen Berichterstattung haben wir gelernt, dass es eines jener Länder ist, die noch auf Putin’s Einkaufsliste stehen. Aber Moldau? Für mich war das ein Fluss in Tschechien verbunden mit der Musik von Smetana.
Zwischen Galați und Brăila überspannt eine neue Hängebrücke die Donau, sie verbindet die Walachei mit Moldau. Noch ist sie nicht fertig und wir müssen die Fähre auf die andere Seite nehmen. Wir lassen die Donau hinter uns und durchqueren ein welliges Hügelland, welches ein wenig an die Toskana erinnert. Rechts und links der Straße, soweit das Auge reicht: Felder mit verblühten und abgeernteten Sonnenblumen. Ich denke, wie muss es hier im Juni ausschauen, wenn alles in voller Blüte steht. Der große Malerfürst Vincent van Gogh hätte seinen Pinsel gar nicht mehr aus der Hand legen mögen.
Am späten Nachmittag kommen wir in Iași an und ich fülle eine weitere Bildungslücke. Iași ist mit fast 300.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Rumäniens und das Verwaltungszentrum der Provinz Moldau. Nachdem ich Bilder des Kulturpalastes gesehen hatte, dessen erleuchtete Silhouette sich nach einem Regenschauer auf dem Straßenpflaster spiegelte, stand Iași ganz weit oben auf meiner Wunschliste. Regen und Sonnenschein gleichzeitig? …nun, wünschen darf man sich ja was!
Iași war bis in die 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts ein Siedlungsschwerpunkt Rumänischer Juden. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung waren jüdischen Glaubens und die Stadt zählte 127 Synagogen. Am 29.06.1941 endete all dies im Pogrom von Iași. Der Wahn von ethnischer Säuberung hatte auch bei den mit den Nazis verbündeten Rumänen um sich gegriffen. Ein dunkles Kapitel.
Ein wenig hat Iași von seinem früheren Glanz wieder erreicht. Entlang des Prachtboulevards Ștefan cel Mare liegen gepflegte Parkanlagen, das Nationaltheater „Vasile Alecsandri“ und das im 17. Jahrhundert im gotischen Stil erbaute Kloster Sf. Trei Ierarhi den Schlusspunkt bildet der neugotische Kulturpalast mit dem Standbild von Ștefan III. cel Mare.
Während ich mein Stativ im Torbogen des Eingangs zur Mănăstirea Golia aufbaue, höre ich hinter mir zwei Geräusche, die mein Interesse wecken. Das eine ist das Rumpeln einer Straßenbahn. Als ich mich herumdrehe ist es wieder wie ein Flashback in meine Jugendzeit. Denn es ist ein alter Wagen der Linie 24, die die Frankfurter Innenstadt mit meiner Heimatstadt verband. Wie alt der wohl sein mag ? 50 Jahre mindestens. Das zweite sind Gitarrenklänge. Ich entdecke einen älteren Herrn der auf einer Parkbank im Innenhof des Klosters sitzt und spielt. Irgendwie trage ich das „Deutschland-Gen” auf die Stirn tätowiert (?), denn nach dem höflichen Bună dimineața spricht er auf deutsch mit deutlich schwäbischem Einschlag weiter. 25 Jahre hat er „beim Daimler” gearbeitet, bevor er in seine Heimat zurückgekehrt ist. Deutschland war so gut. Was müsst ihr von uns denken. Ich schaue ihn fragend an. Er erzählt, das Iași In den letzten Jahren traurige Berühmtheit als Hochburg des europaweit organisierten Taschendiebstahls erlangt hat. War mir neu! Ich frage mich aber auch was ich mit dieser Information anfangen soll, denn außer das auch in Rumänien die Schere zwischen arm und reich immer mehr auseinandergeht und es deshalb zu sozialen Spannungen kommt, hat sie kaum Informationsgehalt. Ich verabschiede mich vom „Daimler-Mann“ und da der Himmel deutlich Signale eines nahenden Gewitters von sich gibt, machen wir uns auf zu neuen Ufern.
…off the beaten track
Man muss nur von den Hauptstraßen abbiegen und neue Abenteuer und Begegnungen lauern an jeder Ecke. Lauern ist ein gutes Stichwort. Wer das Grenzland zwischen Rumänien und Moldawien bereisen will, der sollte sich telefonisch bei der Grenzpolizei anmelden, läuft er ansonsten Gefahr sich an der drohnenüberwachten Grenze als potenzieller Schmuggler verdächtig zu machen. Der Himmel hat seine Schleusen geöffnet und wir schlittern in Golăiești von Schlagloch zu Schlagloch. Mitten im Regen kommt uns eine Omi mit einem riesigen Einmachglas entgegen. Trotz des Regens, für einen kleinen Plausch hat man hier immer Zeit, aber nicht lange, denn Sie muss noch Gurken einwecken; – sagt Sie.
Nicht weit von Golăiești ist es nach Grădinari. Das kleine, „staubige Nest“ in Sichtweite der moldawischen Grenze gehört zu meinen ganz persönlichen Höhepunkten dieser Reise. Nach dem Regen scheint die Sonne wieder und die feuchten Wiesen dampfen regelrecht. Pferde grasen auf den Weiden und im Hintergrund ein wenig verschwommen, das kleine Dorf. Ein Idyll. Schon bald nähert sich ein pferdbespannter Wagen mit einer jungen Familie. Natürlich hält man an. Fremde im Dorf, Ausländer zumal, sind ein seltener Anblick. Es entspinnt sich ein kurzes Gespräch und schon öffnet sich auf der anderen Straßenseite ein Hoftor. Der Bauer hat auf der Straße etwas gehört, schaut neugierig nach, und winkt uns heran: Ich lesee gerade Trauben. Wollt Ihr Euch das nicht anschauen? Ablehnen sollte man solch eine Einladung niemals. Es wäre zum einen unhöflich, zum anderen würde man sich der Gelegenheit berauben das „Leben der Anderen“ kennen zu lernen. Am Ende scheiden wir gestärkt mit einem großen Glas frischem Traubensaft, der uns durchschlagenden Erfolg befürchten lässt.
Wir sind schon fast wieder aus Grădinari heraus, da sehe ich aus dem Augenwinkel zwei alte Damen, die Ihren Hühnern nachjagen. Als „Hühnereinfänger“ habe ich Erfahrung und bin sicher besser zu Wege als die beiden Omas. Nachdem das Federvieh eingefangen ist, nehmen sie wieder den Platz auf Ihrer Bank am Gartenzaun ein, um die Welt an sich vorüberziehen zu lassen. Zusammen seien sie 176 Jahre alt, erzählen sie. Dank meiner Qualitäten als Hühnerjäger habe ich einen Stein im Brett und was als Zufall begann, endet in einem lustigen Photoshooting mit den beiden „Best-Ager-Models“.
…in Erinnerung an Buddy Threadgoode
Wer weiß noch wer Buddy Threadgoode ist? Eine Filmfigur aus dem sehr sehenswerten Film „Grüne Tomaten“! Im Film erzählt Buddy auf einem Geburtstag einer zuhörenden Kinderschar folgende Geschichte: „Hier gab es vor langer Zeit einmal einen See. Eines Tages kam ein Schwarm Enten und ließ sich auf dem See nieder. In der Nacht wurde es bitterkalt und die Enten froren auf dem See fest. Da stiegen sie auf und nahmen den See mit, und heute liegt dieser See in Montana“.
So ähnlich erging es uns. Bereits um 4:00 Uhr am Morgen (noch vor dem Aufstehen 😉) waren wir in Piatra Neamț aufgebrochen. Unser Ziel ist der Lacul Cuejdel, den wir bei Sonnenaufgang fotografieren wollen. Wir hoffen, dass bei den herbstlichen Temperaturen noch ein wenig Nebel über der Seeoberfläche schwebt, und dass die ersten Sonnenstrahlen die Zauberbilder hervorbringen, die ich im Kopf hatte. Bereits zwei Stunden sind wir auf schmalen, holprigen Waldwegen unterwegs, bevor uns eine Forstbarriere endgültig stoppt. Aus der Traum! Auf der Weiterfahrt fällt mir ein Satz von Antoine de Saint-Exupéry ein: „Die schönste Freude erwartet einem immer da, wo man es am wenigsten erwartet“
…(h)eilige Väter
Man witzelt immer, das Mallorca das 17. Bundesland Deutschlands sei. Eigentlich stimmt das nicht, denn eigentlich ist das Neamțer-Gebiet das 17. Bundesland. Der Name Neamț stammt aus dem slawischen und ist die Bezeichnung für die Deutschen. Heute ist der deutsche Einfluss gering. Nur wenige Deutschstämmige leben noch in der Region Neamț und auch zu jener Zeit, als der Name entstand gab es nur wenige Siedler. Der Name entstand wohl da die Fremden seltsame Kleider trugen, die von der örtlichen Mode abwichen und die bezeichneten die Rumänen als „deutsche Kleider“. Schade, dass sich diese Modelinie auf den Laufstegen der Welt nicht gehalten hat 😉 getreu der Devise das Planung der Ersatz des Zufalls durch den Irrtum ist, führt uns unser Weg eher zufällig an der Mănăstirea Neamț vorbei. Irrtümlich hatten wir die Einsiedelei von Vovidenia aus der Ferne für das Kloster gehalten. Der „Pleite“ am Lacul Cuejdel folgen unvergessliche Stunden bei den (h)eiligen Vätern von Neamț. Die Abtei ist über 700 Jahre alt und liegt etwas versteckt, abseits der Straße.
So früh am Morgen sind wir die einzigen Besucher. Die Frühmesse ist gerade zu Ende und die Mönche und Novizen verlassen gerade schnellen Schrittes die Kapelle. Im Refektorium wird das Frühstück gereicht. Das Wort Refektorium stammt aus dem lateinischen und heißt so viel wie „Ort der Erquickung“. …und getreu dem Motto: „Ohne Mampf kein Kampf“, streben die (h)eiligen Väter ihrem Tagwerk in den Gärten und auf den Feldern des Klosters zu.
Ein alter Mönch kommt auf mich zu, schaut mich wortlos an und streckt mir ein Stück Brot entgegen. Genau wie in der Bibel: … „er nahm das Brot, dankte und brach’s und gab’s ihnen“…
Das Brot ist trocken (so ganz ohne Wein) aber die Geste hat mich sehr berührt. Der alte Herr ist offensichtlich von der Arbeit befreit und hat ein wenig Zeit. Er erzählt, dass noch 25 Brüder im Kloster leben und man sich hauptsächlich selbst versorge. Ich hake ein wenig nach. In Rumänien habe ich viele Kirchen und Klöster gesehen. Keine schmucklosen Profanbauten, nein, meist prachtvoll ausgestattete Gotteshäuser. Wie kommt es, frage ich das die Kirche nach 50 Jahren Kommunismus eine solche Wiederauferstehung feiert? Da habe ich einen wunden Punkt getroffen, denn die Mönche verzichten auf weltlichen Besitz. Er druckst ein wenig herum und räumt dann ein: Die Kirche sei reich und eng mit dem Staat verbandelt. Wenn man das ein wenig nachrecherchiert kommt man auf erstaunliche Zahlen. Rumänien verfügt über 70 mio. km² Waldfläche und man schätzt, dass sich davon mehr als 25% in Kirchenbesitz befinden. Addiert man die Gerüchte um illegalen Holzeinschlag, die bei uns immer wieder Schlagzeilen machen und die mafiösen Strukturen dahinter hinzu, – … Honi soit qui mal y pense. Ja; – in jedem Paradies gibt es eben auch Schatten.
…es fährt ein Zug nach Nirgendwo
Eine Rumänien-Reise, ohne in Maramureș gewesen zu sein? Geht gar nicht! Ich liebe dieses zauberhafte Fleckchen Erde an der Grenze zur Ukraine. Auch dort ist der Krieg nur 30 Minuten entfernt, und doch, Maramureș strahlt etwas aus, was ich altmodisch „Betulichkeit“ nennen möchte. Diesmal stehen nicht die traditionellen Holzkirchen und orthodoxes Brauchtum im Mittelpunkt, sondern wie immer Land und Leute und eine Fahrt mit der Eisenbahn. Als wir am späten Nachmittag in Ieud ankommen, regnet es ausgiebig und schwere Wolken hängen bis tief ins Tal. In der Pensiunea Ileana bei Maxim und Daria steht der selbstgebrannte Pflaumenschnaps bereits auf dem Tisch. Zumindest für innere Wärme ist gesorgt. Zum Abendbrot sitzen wir in der warmen Stube und lassen und von Daria bemuttern. Sarmale (kleine Krautwickel) mit gebratener Polenta und zum Nachtisch Papanaşi (in Bröseln gebratene Quarkknödel) mit Kirschkompott sorgen für die notwendige Bettschwere.
Am darauffolgenden Morgen glühen die Wolken förmlich im Widerschein der aufgehenden Sonne. Selten bin ich so schnell in den Klamotten gewesen, die Kameraausrüstung geschultert und losmarschiert, um zumindest noch ein wenig von diesem überwältigenden Schauspiel festzuhalten.
Wenn man schon mehrfach in der Maramureș-Region war, sollten einem doch eigentlich die Ziele ausgehen? Das würde ich so nicht unterschreiben. Ein Erlebnis besonderer Art, ist ein Fahrt mit der Mocăniţa de pe Valea Vaserulu kurz Wassertalbahn (Vasertalbahn). Dampfgetrieben, auf einer Spurbreite von 760 mm ist sie eine der letzten Waldbahnen Rumäniens. In Vișeu de Sus gibt es ein kleines Eisenbahnmuseum mit einem Bahndepot und zugleich ist es Start- und Endpunkt der 56 km langen Bahnstrecke. Auf den Gleisen wird bis heute Holz aus den umliegenden Wäldern abgefahren, auch wenn dies schon lange nicht mehr wirtschaftlich ist. An 4 Wochentagen gibt es einen „Touristenzug“, der bis zum Streckenkilometer 21.6 nach Paltin verkehrt. Bei einem Zwischenstopp wird Wasser gefasst, Holz gebunkert und die alte Lok abgeschmiert. Ein Fest für alle Eisenbahn-Romantiker. Auch wenn man in Maramureș nur selten auf Touristen trifft. Der Zug ist bis auf den letzten Platz ausgebucht. Das macht das Fotografieren nicht unbedingt einfach. Da ist Geduld gefragt. Keine meiner Stärken.
Aber das Verhalten der meisten Menschen ist vorhersehbar. Nach 2 ½ Stunden in Paltin spielt die Musik, es wird getanzt und es gibt ein Barbecue. Bauch siegt über Kopf. Während die meisten Mitfahrer sich an den Fleischtöpfen und Bierbuden laben, komme ich zu den Fotos, die ich brauche, denn die Lok muss für die Rückfahrt „gewendet“ werden. Ich habe mich auf einer Lichtung im Wald postiert, wo die Gleise eine Kurve beschreiben. Als der Lokführer mich winken sieht, schaltet er nicht nur die Positionslaternen ein und lässt das Horn erschallen, er gibt auch noch eine Portion „Extra-Dampf“.
Nach 6 Stunden auf der „rumän’schen Eisenbahn“ laufen wir wieder im Bahnhof von Vișeu de Sus ein. Das Wetter hat aufgeklart und zwischen den hohen Wolkentürmen drückt sich die Sonne durch.
Auf dem Rückweg verlassen wir in Bocicoel noch einmal die Hauptstraße. Aus der Ferne hatten wir nur den Kirchturm gesehen. Gleich neben Kirche und Friedhof treffen wir Ivana vor Ihrem Haus. Wir plaudern ein wenig. 86 Jahre alt ist sie und trotz ihres Alters noch gut zu Wege. Sie lagert gerade Kohlköpfe für den Wintervorrat ein. Irgendwie erinnert sie mich an die Witwe Bolte aus Wilhelm Buschs Max & Moritz. Sie sitzt auf der Bank im Torbogen Ihres Hofes und sie erzählt. Immer wieder die gleiche Geschichte. Kinder und Enkel arbeiten in Italien und in Belgien und die Oma bewirtschaftet allein den Hof, oder macht das, was in Ihren Kräften steht.
Auf unserem Weg durchs Dorf begegnen wir einem fidelen Trio, das sicher bereits das eine oder andere Feierabendbierchen intus hat. Wobei es für Feierabend vielleicht ein wenig früh ist. Die Gesprächsrunde erweitert sich schnell, schließlich bekommt man selten neue Gesichter zu sehen. Nach einer Weile ist der Reiz des Neuen verflogen und die „Talkrunde“ löst sich auf, aber einer ruft seinem Kumpel noch hinterher: „Erzähl‘ bloß meiner Frau nicht, dass ich hier sitze, die glaubt ich sei bei der Arbeit“. Der Dorfspaziergang zieht sich, denn jeder will den „Deutschen“ sehen. Am Ende der Dorfstraße treffen wir auf Ileana. Auch sie ist schon über achtzig. Ein langes Leben und harte Arbeit haben ihre Spuren hinterlassen. Sie geht krumm wie eine Sichel. Klagen tut sich nicht; – na ja vielleicht ein wenig: …so viel Obst, und so wenig Hilfe murmelt sie und bückt sich, um weitere Äpfel aufzusammeln. Wir schleppen ihr den schweren Korb mit den aufgesammelten Früchten zu einer vorsintflutlichen Saftpresse und Ileana dreht die Kurbel. Großzügig biete ich mich an, ihr ein wenig Arbeit abzunehmen und merke schnell wie viel Kraft die alte Dame haben muss, denn die die alte Saftpresse ist widerborstig. Aber Ileana sieht den guten Willen, drückt mir einen dicken Kuss auf die Wange und schenkt mir zum Abschied einen hastig gepflückten kleinen Blumenstrauß. Sie verschränkt die Hände wie zu einem Gebet, nicht etwas das sie Gott dafür dankt, dass wir endlich verschwinden (n ja, vielleicht auch das 😉), nein sie kann vor Lachen gar nicht an sich halten, als ich ihr die Fotos auf dem Kameradisplay zeige: „So viele Bilder hast Du von mir alter Frau gemacht!“
…the Fog, Nebel des Grauens
Nach dem wunderschönen Sonnenaufgang des Vortages, hoffe ich auf eine Wiederholung und bin schon früh unterwegs. Aber erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Der Nebel, der mich draußen empfängt, ist so dicht, dass man die nur wenig entfernt liegende Kirche nicht sehen kann… und da ist er wieder, der Saint-Exupéry-Effekt: “Die schönste Freude erlebt man immer dann, wenn man sie am wenigsten erwartet“.
Die Sonne geht auf, brennt immer wieder Löcher in die schnellziehenden Nebelschwaden. Erste Sonnenstrahlen durchdringen die Wolkentürme. Kirchturmspitzen ragen durch die Nebeldecke, Bäume im herbstlichen Kleid und Heuhaufen werden kurz sichtbar und verschwinden gleich darauf wieder im Nebel. Die höher steigende Morgensonne färbt den Nebel orange. Fast eine Stunde hält dieser Zauber an, bevor die Sonne endgültig den Nebel besiegt. Es ist Sonntag. Gedämpft höre ich in der Ferne die Kirchenglocken von Ieud.
Ich packe die Kamera weg und denke: Zeit für Frühstück! Gut gestärkt machen wir uns auf den Weg nach Oradea. Der Tag, der so vielversprechend begann, hat zwischenzeitlich schwere, graue, herbstliche Wolken vor die Sonne gehängt. Wir fahren durch eine typische Maramureș-Landschaft. Taleinschnitte mit leicht ansteigenden, sattgrünen Weiden, Heuhaufen, Inselbäume in prächtigen Herbstfarben in allen Schattierungen. Kurz vor Glod sehen wir auf einem Feld einen Pferdewagen und ein älteres Ehepaar, die den Wagen mit Heu aus einem jener für Maramureș so typischen, halbkugelförmigen Heuhaufen beladen. Natürlich halten wir dort an und erfahren das Grigore und Ana den heiligen Sonntag dazu nutzen das Heu einzufahren, da es in den letzten Tagen immer wieder geregnet hat und auch die Wettervorhersage für die kommenden Tage nicht gut ist, wollen die beiden eine Ladung in die heimische Scheune bringen. Mehr als eine Stunde begleiten wir die Beiden, wie sie mit Ihren Forken das Heu auf den Wagen schichten, mit schweren Balken die Ladung sichern, wie sie die Pferde anschirren, wie Ana auf einer wackeligen Leiter auf den Wagen krabbelt, auf dem sie wie eine Königin thront und ihr Wagen schließlich außer Sicht kommt. …and than the rain begins to fall…
The Town I loved so well…
Eigentlich finde ich den Regen gar nicht so schlimm, zumindest an diesem Tag, denn in allen guten Fotos, welche ich bisher von Oradea gesehen hatte, sind Asphalt und Pflaster regennass und die zur „blauen Stunde“ angestrahlten Gebäude rund um den Piața Uniriii erzeugen darauf einen sanften Schimmer. Doch im Moment schimmert gar nichts. It’s a long way to Oradea 😉, und der Regen prasselt in dicken Tropfen auf’s Autodach. Aber der „Liebe Gott der Fotografen“ hat meine Gebete erhört und ein Einsehen. Als wir in Oradea ankommen hört der Regen auf. Ideale Voraussetzungen. Lasset die Spiele beginnen!
Oradea ist ein wahrlich architektonisches Schatzkästlein, Verwaltungssitz des Kreischgebietes und nur wenige Kilometer von der ungarischen Grenze entfernt. Durch das Stadtzentrum fließt die „schnelle Kreisch“. Mein erster Eindruck, und der trügt bekanntlich nicht, – „gepflegt und sauber“. Ich baue mein Stativ mitten auf dem Platz der Einheit auf. Gesäumt wird der Platz von Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert, der barocken Nikolauskirche und der orthodoxen Kathedrale, der Mondkirche, dem Rathaus, dem Moskovitz Palast, dem Hotel Schwarzer Adler und in der Mitte das Reiterstandbild von Mihai Viteazul. Als die Lichter angehen, ist es wie in einem Märchen. Das Licht taucht die eben noch kühle Kulisse wie von Zauberhand in ein Wunderland. Am anderen Ende des Platztes sehe ich meinen Freund Daniel, der bislang all meine Rumänien-Reisen geplant und organisiert hat; mit beiden Armen winken. Auch er weiß um die Magie der blauen Stunde und wie schnell diese kurze Zeit zu Ende geht. Von der Brücke über die Kreisch hat man einen traumhaften Ausblick auf das neoklassizistische Rathaus mit seinem Uhrenturm und beides spiegelt sich im Wasser des Flusses. … noch so eine „unerwartete Freude“.
Der kommende Morgen begrüßt uns wieder mit strahlendem Sonnenschein. Nicht einmal das kleinste Wölkchen ist am Himmel zu sehen. Wir haben Zeit zum Bummeln, denn unser Tagesziel liegt nicht allzu weit entfernt.
Oradea ist eine wahre Perle. Grüne Parkanlagen, lebensgroße Bronzestatuen. Jugendstilarchitektur und Neoklassizismus wechseln sich ab. Neben dem Prunkbau des Teatrul Regina Maria erstrahlt das frisch renovierte Grand Hotel Astoria in altem Glanz. Man sollte sich Zeit nehmen für Oradea, sich in eines der vielen Straßencafés setzen und das Leben an sich vorbeiziehen lassen, denn wer sich Zeit nimmt, wird feststellen, dass die Sanierung der Gebäude häufig nur oberflächlich ist. Manchmal eben nur eine frischgetünchte Fassade, sozusagen ein wenig „Potemkin an der Kreisch“.
…in einem anderen Land
Der Originaltitel von Hemingways Roman aus dem Jahr 1929 lautet eigentlich „Farewell to Arms“. Ein schöner Gedanke! Trotzdem habe ich mich für den deutschen Titel entschieden, kommt er doch dem Erlebten am nähesten. Nachdem wir uns noch verproviantiert haben, man merke: sonntags haben in Rumänien die meisten Geschäfte geöffnet, die großen Ketten, wie Lidl, Kaufland, Dedeman oder Penny allemal.
Nur 6 km sind es von Oradeas Innenstadt, bis zur ungarischen Grenze bei Borș. Geraume Zeit stehen wir in der Schlange von Paß- und Zollkontrolle. Ungewohnt; – haben wir uns doch an ein grenzenloses Europa gewöhnt. Aber Rumänien gehört nicht zum Schengen-Raum. Ungarn ist für mich Neuland. Mein einziger Besuch liegt weit vor der Zeit, als Gyula Horn den „Eisernen Vorhang“ durchzwickte. Wir befinden uns buchstäblich in einem anderen Land, obwohl wir umgangssprachlich gesehen noch auf dem Balkan sind und Ungarn wie Rumänien teilweise oder auch zur Gänze Teil des Habsburger Reiches und der KuK-Monarchie waren. Geographisch gesehen gehört Ungarn jedoch gar nicht und Rumänien nur zu einem sehr geringen Teil zum Balkan.“Der Balkan“ ist eine Halbinsel und umfasst Griechenland, Bulgarien, mit dem größtem Teil des Balkangebirges, sowie Serbien. Bosnien und Herzegowina, Albanien, Nordmazedonien, Montenegro und das Kosovo. Again what learned ? 😉
Das Land hinter der Grenze wird flacher und ich empfinde die Menschen als weniger zugänglich. Zumindest wird die Frage: Darf ich Dich fotografieren? häufiger mit einem Nein beantwortet.
Wir fahren entlang am Ufer der Theiß, die in der Ukraine entspringt, das Grenzgebiet zwischen Ungarn und Rumänien durchquert und bei Stari Slankamen in Serbien in die Donau mündet.
Das milde Klima der Region und ein Boden, der die Wärme der vielen Sonnenstunden speichert, den Weinkenner als Terroir bezeichnen, lassen hier einen Wein gedeihen, welcher zu den traditionsreichsten der Welt gehört. Den Tokajer!
87 Kilometer lang und nur 3-4 Kilometer breit ist das Weingebiet. Insbesondere der Süßwein ist seit dem 13. Jahrhundert in Europa bekannt. Im 18. Jahrhundert gelangte der edle Tropfen an den französischen Hof Ludwig XIV. und den russischen Zarenhof. So wurde der „König der Weine zum Wein der Könige“. Namensgebend ist das Städtchen Tokaj, unser heutiges Ziel. Unter der Woche ist das kleine weniger als 500 Seelen zählende Winzerdorf ein verschlafenes Nest. Doch an diesem Tag steppt hier der Bär! Als ob man geahnt hätte, dass wir heute hier ankommen 😉 findet das jährliche Winzerfest statt.
An den „Fressständen“ kann man sich die kulinarischen Genüsse der Region probieren. Gulyás, Pörkölt, Kolobasz, Paprikahuhn und Fatányéros oder eine der leckeren Süßspeisen wie den „Schornsteinkuchen“ Kürtőskalács. …und dazu ein Glas vom Tokajer.
Die meisten Weingüter der Region bieten mit den Traubensorten Muskateller oder Furmint, Gold im Glas an. Im Laufe des letzten Jahrhunderts hat man sich den allgemeinen Trinkgewohnheiten angepasst und es gibt nicht nur die weltberühmten Süßweine sondern auch trockene Spitzentropfen.
Pappsatt und ein wenig angeschickert mache ich mich auf den Heimweg und denke: Platzen ist ein schöner Tod, oder wie hat Franz Schubert in seiner Ode an den „gramzerstreuenden“ Tokajer ausgedrückt:
O köstlicher Tokayer, o königlicher Wein,
Du stimmest meine Leier zu seltnen Reimerei’n.
Mit langentbehrter Wonne
und neu erwachtem Scherz
erwärmst du, gleich der Sonne…
My house in Budapest, my hidden treasure chest…
Dank George Ezra’s Liebeserklärung an Budapest, kann ich mit den Überschriften im musikalisch, cineastischen Rhythmus bleiben 😉 ….und Budapest: da ist Musik drin. Ein paar Tage nehmen wir uns am Ende der Reise Zeit, um die Donaumetropole zu erkunden. Mit der ländlichen Beschaulichkeit ist es nun vorbei. Budapest ist eine echte Großstadt, mit über 1,7 Millionen Einwohnern und hat sich in den letzten Jahren zu einer echten Trendcity entwickelt mit allen Vor- und Nachteilen. Multikulturell, jung, hip, polyglott, kreativ und bunt! Das hat auch Einfluss auf Wohn- und Hotelpreise. Die kennen nur eine Richtung; – nach oben. Gezwungenermaßen mussten wir uns für ein Airbnb entscheiden (obwohl ich deren Geschäftsmodell nicht mag). Nur wenige Gehminuten sind es von der Visegradi Utca über die Margaretenbrücke, von Buda nach Pest, auf die andere Seite der Donau von wo aus man zur blauen Stunde „den Blick“ auf das imposante Parlamentsgebäude hat. Zu Beginn der Dämmerung erstrahlen alle Lichter und tauchen die neogotische Fassade in ein goldenes Licht. Ich stehe auf der Kaimauer und friere im kalten Wind, der über das Wasser streicht. Ist schon merkwürdig. Bei uns zuhause wird aufgrund der zu erwartenden Energieknappheit im Winter, die Beleuchtung an öffentlichen Gebäuden abgeschaltet und man schränkt zeitweise sogar die Straßenbeleuchtung ein und hier ist alles hell erleuchtet. Hat Victor Orbán seinem „Freund Vladimir“ vielleicht doch noch ein paar günstige Öl- und Gaslieferungen abgehandelt? – So von Autokrat zu Autokrat? Oder liegt es daran, dass der usbekische Präsident Shavkat Mirziyoyev; – auch so ein schlimmer Finger -, auf Staatsbesuch in Ungarn weilt.
In diesem Moment ist mir das reichlich egal. Ich freue mich an den tollen Fotos und dem Licht, das die blaue Donau zur goldenen Donau macht. …und ich bin hungrig. Für den kleinen und großen Hunger hat Budapest einiges zu bieten. Da ist für jeden etwas dabei. Sehr empfehlen kann ich das Kacsa Vendéglö in der Fo Utca 75, unweit der Margaretenbrücke. Hier speist man in angenehmer Umgebung, schwere Vorhänge, gepolsterte Stühle mit rotem Samtbezug; Charme aus der alten KuK-Zeit. Typisch ungarische Gerichte stehen auf der Karte. Korhely-Suppe (das ist eine Gulaschsuppe mit Sauerkraut), Bográcsgulyás (Kesselgulasch) oder Pörkölt dazu ein eiskaltes Borsodi-Bier! …und die Musi‘ spielt dazu. Der unvermeidliche Stehgeiger und ein Zimbalspieler verbreiten echtes Puszta-Feeling. Ich hab‘ schon schlechter gelebt!
Ein weiterer Höhepunkt aus dem Bereich „Gipfel der Genüsse“ ist das Szamos Cafe am Kossuth Lajos tér 10 direkt hinter dem Parlament. Ein Self-Service werden Sie denken? Ja! Aber eines mit Klasse! Was hier an Konditorei und Patisserie angeboten wird, hat in Sachen Qualität und überwältigender Auswahl Spitzenniveau und wer noch nicht genug Hüftgold besitzt, lockt im ersten Stock des Hauses das Schokoladenmuseum.
Budapest ist eine Stadt für Fußgänger, zumindest für solche, die gut zu Fuß sind und es gibt viel zu entdecken. Die architektonischen Höhepunkte hier einzeln abzuarbeiten wäre müßig. Das kann jeder Reiseführer besser. Einer meiner Lieblingsplätze, der sich nicht in jedem Reiseführer finden lässt ist der Nagy Vásárcsarnok, der Bauch von Budapest. Der Zentralmarkt unweit der Freiheitsbrücke bietet es so ziemlich alles, was die ungarische Landwirte dem Boden abringen. Bauern und Marktbeschicker haben auf mehreren Etagen Ihre Verkaufsstände. Alles blitzsauber! …und was es nicht alles gibt. Alles für den Veggieday. Jeden Schärfegrad an Paprikapulver findet man. Mehr als 200.000 to. dieser Vitamin-C-bomben werden in Ungarn jährlich geerntet, auf traditionellen Steinmühlen vermahlen und landen hier auf dem Markt, oder in der feurigen Gyulai Kolbász.
Während ich all dies aufschreibe, regnet es draußen und ich denke zurück an die sonnigen Tage des Herbstes, ich träume von einer Bootsfahrt im Donaudelta und einer Fahrt mit der Wassertalbahn, von Ieud im Nebel, und von Begegnungen mit Menschen die mir unvergessen bleiben werden….und ich werde wiederkommen. Ganz sicher!
„Wahr sind nur die Erinnerungen, die wir mit uns tragen; die Träume, die wir spinnen, und die Sehnsüchte, die uns treiben. Damit wollen wir uns bescheiden.“ (Carl Zuckmayer)